Bernd Geropp ist Geschäftsführercoach, Führungstrainer, Speacker, Buchautor, Podcaster und Blogger. Mit ihm plaudere ich unter anderem über sein Selbstmanagement, Tools & Apps, sein Buch zum Thema Führung, seine drei Führungsprinzipien und wie man sich am besten Ziele setzt. Also unbedingt reinhören!
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Links:
- Blog von Bernd Geropp: mehr-führen.de
- Bernd’s Buch: Ist die Katze aus dem Haus
- Bernd’s Podcast: Führung auf den Punkt gebracht
- Buchempfehlung: Start with WHY (deutsche Version)
- TED-Talk mit Simon Simek
- OnePassword
Das Interview
Thomas: Ja, hallo Bernd, vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview genommen hast. Sei doch bitte mal so lieb und stelle dich meinen Hörerinnen und Hörern ein wenig näher vor. Und vielleicht kannst du auch gleich erzählen, worum es in deinem Blog mehr-fuehren.de geht und worüber du da schreibst.
Bernd Geropp: Ja, hallo Thomas, vielen Dank, sehr gerne. Ich bin Führungstrainer und Leadership-Coach in Aachen – jetzt seit knapp fünf Jahren. Dabei fokussiere ich vor allem für meine Kunden auf kleine und mittelständische Unternehmen, die im technischen B2B-Umfeld tätig sind. Das ist so der Bereich, wo ich herkomme. Ich habe nach dem Studium schon einmal ein Unternehmen gehabt, habe ein High-Tech-Startup gegründet. Nach fünf Jahren habe ich das dann an einen größeren Konzern verkauft, habe dort dann neun Jahre im mittleren Management gearbeitet mit Verantwortung für viele Mitarbeiter weltweit. Und da habe ich mich sehr stark mit Mitarbeiterführung und Teambuilding beschäftigt, habe viele Fehler gemacht, ich denke auch einiges gelernt. Das gebe ich heute weiter. Das heißt, 2009 habe ich mich dann dort von dem Angestelltendasein verabschiedet und mich dann wieder selbstständig gemacht. Ich glaube, da ist dieser Virus, dass man schon mal selbstständig war, das klappt sonst nicht.
Thomas: Das kann ich gut nachvollziehen. Ich finde das vor allem toll, aus Fehlern zu lernen und das dann weiterzugeben. Das ist, glaube ich, das Wichtigste, weil es sowieso niemanden gibt, der keine Fehler macht, denke ich.
Bernd Geropp: Richtig. Und das merke ich auch, es kommt auch viel authentischer rüber, und die Leute hören dir eher zu, wenn du sagst, „na ja, Vorsicht, den Bock habe ich selbst auch geschossen“. Darüber spreche ich dann auch auf meinem Blog mehr-fuehren.de, und in meinem Podcast gibt es auch alles alles rund um das Thema Führung. Ob Führungskraft oder Unternehmer, Klein- und Mittelständler, wie kriegt man motivierte Mitarbeiter zum Beispiel, wie kann man Unternehmen erfolgreich aufbauen, was macht man, wenn so eine Zwischenstruktur langsam größer wird? Eine Zwischenstruktur, das heißt, wenn man ein Management-Team einsetzt und solche Sachen. Vor allem für die Unternehmer, die sich jetzt so ein Unternehmen aufbauen, wird es immer wichtiger zu wissen, wie delegiere ich und wie kann ich mich auf die wichtigen und nicht dringenden Aufgaben fokussieren?
Thomas: Okay. Sehr, sehr spannend auf alle Fälle. Ich lese ab und zu einen Artikel und höre deine Podcasts, und das ist wirklich ein sehr spannendes Thema, muss ich sagen. Auch spannend für mich, weil ich jetzt nicht unbedingt Mitarbeiter unter mir habe, aber man kann trotzdem sehr, sehr viel mitnehmen auch.
Bernd Geropp: Schön!
Thomas: Du hast jetzt nur einen Teil erwähnt. Du bist Geschäftsführercoach, du bist Führungstrainer, Speaker, Buchautor, Podcaster und Blogger. Und ja, das alles hört sich jetzt nicht so an, als hättest du unter zu viel Freizeit zu leiden. Jetzt meine Frage dahingehend, wie teilst du dir denn die ganze Arbeit so ein? Wie sieht ein Tag im Leben des Bernd Geropp denn so aus?
Bernd Geropp: Also, ich habe auch früher schon viel und gerne gearbeitet. Was mir erst viel später aufgefallen ist: In einem Konzernumfeld machst du viele Sachen, die unnötig sind, und du beschäftigst dich mit Sachen, die nicht zielführend sind. Und das ist das Tolle, gerade wenn du wieder selbstständig bist, dann kannst du dich auf die Sachen fokussieren, von denen du sagst, dass sie wichtig sind. Alles andere kann ich outsourcen. Wir haben einen Steuerberater und sagen, „so etwas will ich gar nicht wissen, ich muss keine großen Pläne machen, wenn ich nicht davon überzeugt bin“. Wie viel Zeit ich in Meetings und solchem Zeug verbracht habe, furchtbar! Und dazu kam dann auch noch, dass ich viel international unterwegs war. Das heißt, ich war viel von der Familie weg, so dass ich das damals noch viel schlimmer empfunden habe als heute, wo ich morgens aufstehen kann, wann ich will. Ich bin im Gegensatz zu dir eher jemand, der etwas länger schläft, dafür arbeite ich lieber abends ein bisschen länger. Aber vor allem bin ich jetzt zu Hause und sehe meine Familie jeden Tag. Mein Weg zur Couch und zur Kaffeemaschine ist äußerst kurz, was ich sehr gut finde. Ich habe ein Büro im Keller und genieße es da sehr, zu arbeiten. Ich sehe also auch nicht diese Enge – jetzt arbeite ich, jetzt arbeite ich nicht. Dadurch, dass ich wirklich die Sachen mache, an denen ich Spaß habe, ist das eigentlich nicht das große Problem für mich. Und wenn wir über Produktivität reden – das ist diese Geschichte, dass ich nicht mehr fremdbestimmt bin. Das macht, finde ich, unheimlich viel aus, weil ich dann vor allem die Zeit so einteilen kann, dass ich bestimmte Arbeiten, wo… zum Beispiel einen Blogbeitrag schreiben, das kann ich nicht jeden Tag zu jeder Stunde. Also mir da einen Zeitplan zu machen, das würde nicht funktionieren. Ich muss in einer bestimmten Stimmung sein – „Stimmung“ ist jetzt eigentlich nicht das richtige Wort, aber ich muss gut drauf sein. Meistens ist das morgens früh. Da kann ich viel eher einen Blogbeitrag schreiben, als abends um zehn. Ich kann aber bestimmte andere Arbeiten dort machen. Das geht ohne Weiteres. Und diese Freiheit zu haben, sich so einzuteilen, dass man nach seiner eigenen inneren Uhr arbeitet und die Arbeiten entsprechend so aufteilen kann, das macht, finde ich, einen großen Teil aus, würde ich für mich sagen, wo ich produktiv bin. Die andere Geschichte ist, dass ich… es gibt ja diese Pomodoro-Technik, die funktioniert bei mir nicht so, weil ich dann rausgerissen werde. Wenn ich mich dann hinsetzte und etwas mache, dann arbeite ich auch, sagen wir mal, eine Stunde oder eineinhalb, das kann ich nicht genau sagen. Und dann merke ich irgendwann, dass ich eine Pause brauche. Und dann mache ich die Pause einfach. Das heißt, ich habe immer so Junks quasi von einer, eineinhalb Stunden, und dann mache ich wieder eine halbe Stunde Pause, gehe mit dem Hund Gassi, trinke einen Kaffee, unterhalte mich mit meiner Frau, was weiß ich. Und dann ziehe ich mich wieder zurück. Und diese Art, das funktioniert sehr gut bei mir.
Thomas: Sehr gut. Du arbeitest also quasi nach deinem Biorhythmus, kann man sagen?
Bernd Geropp: Ja, ich glaube, das ist genau der Punkt.
Thomas: Sehr coole Sache, die ich teilweise auch so mache, teilweise auch nicht.
Bernd Geropp: Ich glaube, da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Ich habe auch eine Zeit lang gebraucht, bis ich das wirklich so für mich gefunden habe und mir das auch erlaube, dass ich sage, „nein, jetzt bin ich müde“. Und wenn es 11:00 Uhr morgens ist, das ist mir egal, „habe schlecht geschlafen“. Also schlafe ich noch eine Stunde. Dafür arbeite ich dann auch halt mal bis 01:00 Uhr in der Nacht, wenn mir danach ist. Und das finde ich vollkommen in Ordnung, das funktioniert.
Thomas: Super. Ja, das ist wirklich genial. Dazu passend gleich meine nächste Frage: Vielleicht gibt es irgendwelche Tools oder Programme oder Apps, die du für dein Selbstmanagement nutzt, und wenn ja, welche sind das? Also, was ich jetzt schon ausschließen kann, ein Wecker gehört einmal nicht dazu.
Bernd Geropp: Sagen wir mal so, ich habe natürlich durchaus auch Termine. Zum Beispiel unser Interview heute, da gibt es natürlich dann schon den Wecker. Da nutze ich meinen iPhone-Wecker. Aber sonst hast du schon recht, sonst ist mir das nicht so wichtig, außer ich habe wirklich Kundentermine. Aber das ist viel, viel weniger als das früher war. Also ich bin PC-mäßig auf Windows, habe aber ein iPhone. Und gerade so die letzten zwölf Monaten habe ich das iPad für mich sehr lieben gelernt, weil ich viel damit machen kann. Auf dem PC nutze ich Outlook, aber ansonsten bin ich eigentlich sehr rückständig. Ich arbeite noch viel mit Papier, habe also auch – wir hatten es vorhin besprochen – meine Aktenordner. Ich habe noch nicht diesen Schritt zu Evernote gemacht. Aber dein Buch habe ich ja jetzt und werde mich da näher mit beschäftigen, weil, eigentlich ist das schon eine tolle Sache. Was ich gemerkt habe, was mir sehr hilft, gerade was die Produktivität angeht, ist, ich habe jetzt eine Zeit lang mit To-do-Listen gearbeitet, aber wenn ich die To-do-Liste nicht sehe, dann funktioniert es nicht. Deswegen habe ich ein Flipchart. Wie schon gesagt, ich sitze im Keller, und da sehe ich immer mein Flipchart, und da sind meine To-do’s für den Tag drauf. Vor allem die eine Sache, die unbedingt gemacht werden muss, und so die nächsten zwei, drei Tage. Und ich weiß nicht, woran das liegt, aber das funktioniert bei mir recht gut. Vor allem, wenn ich dann eine Arbeit gemacht habe, dann stehe ich auf, nehme meinen dicken schwarzen Edding und streiche das Ding durch. Das befriedigt unheimlich!
Thomas: Das ist das Schönste daran, das kann ich nur unterstreichen, ja.
Bernd Geropp: Aber wenn wir wirklich über ein Tool sprechen: Was ich letztes Jahr kennengelernt habe, das ist ein Password-Speicher. Ich habe immer mehr Passwörter – du kennst das – ob das nun Xing, Facebook ist, was weiß ich, überall brauchst du ein Password, und du sollst ja unterschiedliche haben. Dafür nutze ich One-Password. Das ist also so ein Password-Speicher oder -Tresor. Du brauchst ein großes Password, was sehr lang ist, das musst du dir halt merken, und alle anderen, die sind in dem Ding drin. Und das Schöne an so einem Teil ist, dass du das auf allen Plattformen nutzen kannst. Das ist in der Cloud, das kannst du auf Windows nutzen, das funktioniert auf dem iPhone genauso wie auf meinem PC.
Thomas: Das kann ich nur unterstreichen, ich habe dasselbe Tool. Und das ist wirklich genial. Braucht man sich nicht mehr elendig lange Passwörter merken.
Bernd Geropp: Ja, genau.
Thomas: Ja cool, ich bin schon gespannt auf dein Feedback zu Evernote. Du kannst nur bei Evernote nicht dem Edding durchstreichen, du musst dich dann dort damit begnügen, ein Häkchen zu machen. Aber es ist auch sehr befriedigend, muss ich sagen.
Bernd Geropp: Vielleicht muss ich mir dann einen großen Bildschirm irgendwo hinhängen, wo ich es dann sehe, weil, das ist für mich wichtig.
Thomas: Genau. Wobei ich es auch so wie du mache, dass ich es mir auch rausschreibe am Anfang des Tages. Ich schreibe es raus und habe es neben dem Computer meistens liegen und streiche es dann durch. Also ich mache das ähnlich, weil Evernote doch nicht immer offen ist, und das ist dann schon angenehmer. Ja, was sind für dich die wichtigsten Komponenten, um am Ende des Tages stolz im Bett liegen zu können und zu sagen, „wow, das war heute ein wirklich produktiver Tag“, was gehört da dazu?
Bernd Geropp: Also, wenn ich ehrlich bin, sehr häufig habe ich das nicht. Solche Tage habe ich meistens dann, wenn ich mich wirklich am Tag auf eine Sache habe konzentrieren können. Das passiert mir zum Beispiel dann, wenn ich einen Tagesworkshop gemacht habe. Ich bin ganz platt, aber ich habe an einer Sache gearbeitet und habe die beenden können, und sie war erfolgreich. Das sind so Tage, wo ich denke, das war ein toller Tag, ein produktiver Tag in diesem Sinne. Es kann auch sein, dass es mal so eine große Aufgabe war, die ich abschließen konnte an dem Tag. Das sind so die Komponenten, wo ich so eine innerliche Befriedigung dann habe, wo ich sage, da bin ich auf mich stolz, dass ich es so produktiv gemacht habe. Ansonsten glaube ich, habe ich schon noch Verbesserungsbedarf für mich bei der Zeitplanung, weil, ich unterschätze gerne den Zeitaufwand, den es für manche Aufgaben gibt, und versuche dann diese Erledigung zu erzwingen. Ich packe zu viel in meine To-do-Liste und schaffe es dann nicht. An der Sache arbeite ich auch mit diesem Flipchart, dass ich sage, „pass mal auf…“. Ich muss mich selbst überzeugen, dass ich sage, „wenn du diese eine Sache heute schaffst, dann… und du streichst die schön durch, und dann ist es gut“. Wenn nicht, ist es auch nicht schlimm. An dieser Sache arbeite ich momentan. Und eine Sache, wo ich auch noch dran arbeite, wo ich in letzter Zeit immer mehr merke, ich muss häufiger „Nein“ zu bestimmten Sachen sagen. Es gibt so viele tolle Sachen, wo ich was machen möchte, wo ich Leuten dann eine Zusage mache, aber dann sage, „ach verflixt, das ja auch noch!“ Und da muss ich an mir arbeiten.
Thomas: Das kann ich nur unterstreichen, da geht es mir auch oft so, dass ich mich sehr schwer tue beim Nein-Sagen. Und das andere Problem habe ich mit Pufferzeiten gelöst. Also ich nehme mir für jedes To-do einen gewissen Zeitrahmen vor und danach noch so eine Pufferzeit, wo ich sage, okay, wenn wirklich etwas Unvorhergesehenes passiert am Tag – passiert ja auch immer wieder – oder irgendetwas dazwischen kommt oder ich länger brauche für die Arbeit, dass ich das trotzdem erledigen kann. Ich versuche, möglichst nichts von meiner To-do-Liste auf den nächsten Tag verschieben zu müssen. Gelingt nicht immer ganz, aber größtenteils schon. Und das ist dann schon sehr befriedigend.
Bernd Geropp: Ja, ich finde es zumindest bei großen Projekten sehr schwierig. Ich arbeite momentan an so einer Online-Leadership-Plattform, wo ich mir vorgenommen habe, bevor die offiziell in den Beta-Launch geht, sollen soundso viele Videos da drauf sein. Und dann hast du einen schönen Plan gemacht und hast gesagt, ja gut, für jedes Video sagen wir im Schnitt einen Tag, und dann merkst du, ja, das reicht aber nicht! Das muss aber! Und du willst aber auch keine Kompromisse machen. Also da arbeite ich noch an mir. Das funktioniert nicht immer.
Thomas: Man wird sowieso beim Zeitmanagement, beim Selbstmanagement nie Perfektion erreichen, glaube ich, das ist sowieso unmöglich.
Bernd Geropp: Ja.
Thomas: Ja Bernd, in deinem Buch „Ist die Katze aus dem Haus… – So arbeiten Ihre Mitarbeiter eigenverantwortlich und selbstständig“ gibst du wertvolle Tipps über die richtige Führung von Mitarbeitern. Kannst du kurz zusammenfassen, worum es im Buch geht und zweitens vielleicht erklären, warum jeder, der Mitarbeiter führt, dieses Buch unbedingt lesen sollte?
Bernd Geropp: In meinem Buch geht es eigentlich darum, dass jede Führungskraft, jeder Unternehmer gerne eigenverantwortliche Mitarbeiter haben möchte. Mitarbeiter, die mitdenken, die kreativ sind und, und, und. Auf der anderen Seite verhalten sich aber viele Führungskräfte nicht so, dass der Mitarbeiter das eigentlich machen kann. Das Verhalten vieler Führungskräfte steht eigentlich genau im Widerspruch dazu. Da wird viel zu viel kontrolliert, und man vertraut eigentlich seinen Mitarbeitern dann nicht. Die Führungskraft, finde ich, sollte Ziele vereinbaren und dann den Mitarbeitern die Freiheit lassen, den Weg dorthin weitgehend selbst zu bestimmen. Aber das passiert häufig leider nicht. Dabei ist es eigentlich einleuchtend: Wie viele Vorgaben ein Mitarbeiter braucht, das ist sehr individuell verschieden, und das hängt von dem Wissen und den Fähigkeiten des Mitarbeiters ab. Aber da halten sich die wenigsten dran. Da ist immer noch dieses, „ach, lieber kontrolliere ich ein bisschen mehr“. Dabei ist genau das andere richtig – so wenig Vorgaben wie nötig. Und dann gibt es so viel Freiraum wie möglich für die Leute, für die Mitarbeiter. Und dann passiert da auch was. Und weil sich sehr viele damit schwer tun, versuche ich in meinem Buch näher darauf einzugehen, was man eigentlich als Führungskraft und auch als Unternehmer tun kann, um dem entgegenzuwirken. Weil, es ist ja nicht so, dass die Leute das nicht für sich erkennen. Ja, ja, aber es ist ein Mind-Set, es ist eine innerliche Einstellung. Es sind auch manchmal Sachen innerlich, die nicht funktionieren. Ein typisches Beispiel: Wenn ich mich selbst jahrelang in eine Sache hineingearbeitet habe und ich weiß genau, wie es geht, tue ich mich viel schwerer, das zu delegieren, als wenn ich nicht der Experte bin. Als Beispiel, wenn ich der Softwareexperte bin und jahrelang programmieren konnte, dann tue ich mich sehr schwer, wenn ich jetzt einen neuen Mitarbeiter habe, dem die Aufgabe zu geben, das zu programmieren. Weil ich kann es ja besser! Das stimmt wahrscheinlich, das wird am Anfang auch so sein, dass der es falsch macht oder nicht so gut, wie ich es machen würde. Also rede ich ihm rein. Vermeintlich helfe ich ihm, aber eigentlich bevormunde ich ihn. Er muss nämlich seine eigenen Fehler machen. Und über solche Sachen geht es in meinem Buch. Es ist also gerichtet an Leute, die sagen: „eigentlich möchte ich ja, aber es klappt nicht“. Also nicht diese typischen Doppel-Alphatiere, die das eigentlich gar nicht wollen, aber die sterben ja Gott sei Dank immer mehr aus.
Thomas: Zum Glück, ja, du hast Recht. Sehr gut, sehr gut, ja, sicher spannend, wenn man Mitarbeiter führt, denke ich, ich bin ja Fußballtrainer gewesen…
Bernd Geropp: Ja, dann kennst du es ja!
Thomas: Ja, und ich habe auch den Verteidigern mehr hineingeredet als den Stürmern, weil ich selbst Verteidiger war!
Bernd Geropp: (Lacht) Okay, okay, siehst du!
Thomas: Vermutlich, ja. Hätte ich nur damals dein Buch schon gehabt! Na ja. Gibt es neben deinem eigenen Buch auch noch weitere Bücher oder ein weiteres Buch, das du meinen Hörerinnen und Hörern empfehlen könntest? Und vielleicht kannst du ein paar Worte darüber verlieren, warum dieses Buch für dich so wertvoll ist.
Bernd Geropp: Es gibt ein Buch von Simon Sinek, „Start With Why – How Great Leaders Inspire Everyone“, das gibt es auch in Deutsch. Ich habe es in Englisch mir mal besorgt, weil es das damals auch noch nicht in Deutsch gab. Im Deutschen heißt es eigentlich „Frag immer erst warum“. Das ist eigentlich ein ganz einfaches Konstrukt. Worauf er abhebt, das sind diese goldenen Kreise, so nennt er sie. Und er geht hin und sagt, die meisten Menschen wie auch Unternehmen starten immer mit „was“. Wenn man sie fragt, was sie herstellen, dann sagen sie, dass sie das und jenes machen. Also es geht immer um das „was“. Dann sagt man noch, in was man sich von anderen unterscheidet, was man anders macht, ob man irgendwelche Patente hat zum Beispiel. Aber keiner fragt, „warum gibt es euch überhaupt? Warum gibt es euer Unternehmen?“ Und der Autor sagt, die ganzen inspirierenden Persönlichkeiten, aber auch inspirierenden Unternehmen, die gehen genau andersherum vor. Die fangen immer erst mit dem „Warum“ an. Und daraus ergibt sich das „Wie“ und das „Was“. Und das beschreibt er an Hand von Beispielen sehr schön in seinem Buch. Es gibt auch einen hervorragenden Ted-Talk als Video von Simon Sinek, der ist zwar in Englisch, aber mit deutschen Untertiteln. Das sind circa 10 oder 15 Minuten. Und das war eigentlich der Auslöser, warum ich mir das Buch gekauft habe. Und das kann ich jedem nur empfehlen, weil es wirklich, also für mich hat es so einen Klick gemacht im Kopf, weil vieles klarer wurde dadurch für mich.
Thomas: Okay. Du wirst es mir jetzt vielleicht nicht glauben, aber ich lese das Buch gerade im Moment.
Bernd Geropp: Echt? Das ist ja cool, schön.
Thomas: Genau, das ist bis jetzt wirklich sehr spannend, das kann ich unterstreichen. Apple ist zum Beispiel eines dieser Unternehmen, die das so machen, das beschreibt er, die mit „With Why“ anfangen. Bernd, ich habe an deiner Blogparade teilgenommen, und meine Podcast-Hörer werden das wissen, wir haben einen eigenen Podcast darüber gemacht, und da hast du mich gefragt, welche drei Führungsprinzipien denn die wichtigsten sind? So, jetzt bin ich dran, jetzt stelle ich dir diese Frage als Führungscoach. Was sind für dich die drei wichtigsten Führungsprinzipien und warum sind sie das?
Bernd Geropp: Ich habe diese Frage immer wieder gestellt und habe mich immer darum gedrückt. Und auf Grund der Blogparade habe ich mich dann wirklich mal ein bisschen näher – auch für mich – damit beschäftigt. Ich habe immer überlegt, was, wenn du jetzt dich begrenzen musst und drei Sachen sagen musst, welche sind das? Da habe ich mir überlegt, wie gehe ich an die Sache ran und habe mir überlegt, dass ich bin neun Jahre lang von Chefs geführt worden bin. Und da gab es welche dabei, die waren sehr gut und wirklich herausragend, und es waren welche, die waren, sagen wir mal, nicht so gut. Und die, die wirklich gut waren, da gab es immer drei Sachen, die sie ausgezeichnet hat. Das heißt, sie hatten klare Ziele, vielleicht sogar eine Vision, aber zumindest hatten sie klare Ziele. Sie hatten wirkliche Werte und haben die auch gelebt. Und sie hatten eine gewisse Gelassenheit. Eine Gelassenheit, das habe ich erst später mitgenommen, die ich damals nicht hatte. Ich hatte durchaus klare Ziele. Ich glaube auch, dass ich die richtigen Werte habe, aber in vielen Fällen hätte es mir gut getan, wenn ich gelassener gewesen wäre. Also zu wissen, wann es sich lohnt zu kämpfen und wann nicht. Und ich habe häufig gekämpft, vor allem mit Vorständen nach oben, wo es nicht nötig gewesen wäre. Und das, diese drei Sachen, also klare Ziele, die richtigen Werte und Gelassenheit würde ich sagen, das sind für mich so drei wirklich wichtige Führungsprinzipien.
Thomas: Super, sehr, sehr spannend. Du hast es schon angesprochen: Ziele und Visionen im Unternehmen. Und beim Manager geht es sicherlich auch sehr viel um Ziele und Zielsetzungen. Was muss man deiner Meinung nach bei der Zielsetzung beachten, und welche Fehler sollte man bei der Zielsetzung unbedingt vermeiden?
Bernd Geropp: Also im Zusammenhang mit der Führung, der Mitarbeiterführung, ist meiner Ansicht nach entscheidend, dass man Maßnahmen und Ziele vereinbart – wenn es irgendwie geht – und nicht vorgibt. Nur wenn ich die Vereinbarung und auch das Commitment des Mitarbeiters bekomme, kann ich davon ausgehen, dass derjenige auch wirklich involviert ist und sich um die Sachen kümmert. Bei den Zielen wird ja häufig dieses Smartsystem verwendet. Für mich ist das ein bisschen häufig zu kompliziert, weil es sehr viele Worte sind. Deswegen versuche ich das immer zu reduzieren auf www, also nicht World Wide Web, sondern „wer macht was bis wann?“ Und es ist eigentlich so primitiv und einfach, und trotzdem sehe ich es in allen möglichen Firmen, dass das einfach nicht eingehalten wird. Also wer macht was bis wann, wer – es kann immer nur einen geben – frei nach dem Highlander. Und da wir schon viel falsch gemacht, dass man sagt, ja, das macht der Herr Müller und Herr Meyer. Warum der Herr Müller und der Meyer? Ja, der ist dafür und da, da… aber es ist ein Ziel oder eine Maßnahme. Der kann den ja unterstützen, aber es muss einen geben, der den Hut aufhat. Und der muss auch nicht immer alles selber machen, aber er ist verantwortlich für dieses Ziel oder für diese Maßnahme. Beim „Was“, da ist meistens klar, viele sagen es muss messbar sein. Das halte ich nicht für unbedingt nötig, aber es muss für alle Beteiligten klar sein, ob das Ziel erreicht wurde oder nicht, wenn der Termin gekommen ist. Wenn man es messen kann, ist es schön, wenn nicht, nicht – es muss einfach eindeutig sein. Und das Schlimmste ist das „bis wann“, weil da wird so viel Mist gebaut, das ist nicht mehr auszuhalten teilweise. Also, ich erzähle gerne diese Story: Für mich ist dieses „so schnell wie möglich“, wenn der Chef vor allem in Rage ist und „ach, da ist wieder alles schief gegangen, das hier, der hat gerade angerufen, das muss ganz schnell gemacht werden, so schnell, wie möglich…“ Da sagt der Herr Müller, der den Auftrag bekommen hat, ja, so schnell, wie mir möglich. Ich habe noch zwei weitere Sachen, die sehr wichtig sind. Also mache ich die, und danach, also morgen früh um neun, wird es fertig sein. Der Chef meint aber in zwei Stunden, also heute um zehn. Da ist nichts vereinbart. Das Schlimmste, was ich da mal gehört habe, war diese Aussage von einem Vorstand, der richtig in Rage war, der hat gesagt, das muss so schnell wie möglich „asapst“ – also asap ist ja dieses „as soon as possible“ – und dann noch den Komparativ davon gemacht. Und er meinte damit, dass es dann noch schneller geht. Das ist natürlich Quatsch. Was mir da auch immer wieder auffällt: Die Unternehmenskultur muss so sein, dass ich, wenn ich – deswegen sage ich Ziele vereinbaren – wenn ich das vereinbart habe, dann ist das von demjenigen, der eine Zusage macht, ein Ehrenwort. Das heißt, derjenige hat das übernommen wie ein Pfadfinderehrenwort und muss dann, wenn er es nicht schafft, aktiv sagen, „halt, ich habe da etwas zugesagt, das geht aber nicht“. Und das wird leider häufig falsch gemacht.
Thomas: Da hast du recht, ja. Das stimmt. Ja Bernd, wir kommen zum Ende des Interviews. Die letzte Frage stelle ich allen meinen Interviewpartnern, wie du deine nach den drei Führungsprinzipien. Und meine letzte Frage heißt: Wie wird dein Leben in zehn Jahren aussehen? Was sind so deine Ziele, deine Visionen, ja, wo wirst du in zehn Jahren einfach stehen?
Bernd Geropp: Wie genau mein Leben in zehn Jahren aussehen wird, das weiß ich nicht.
Thomas: Wie wünscht du es dir?
Bernd Geropp: Ich habe kein klares Bild von zehn Jahren. Was ich aber weiß, was sein muss, was sein sollte, was mein Wunsch wäre, das ist, dass ich ein möglichst großes Maß an Unabhängigkeit habe. Das ist auch das, woran ich arbeite, das ist meine Motivation hinter vielen Sachen. Das heißt, definitiv werde ich nie wieder angestellt sein können. Mir ist es sehr wichtig, dass ich über meine Zeit und über mein Leben selbst entscheide, nicht irgendein Boss, ein Unternehmen oder auch ein Kunde. Ich habe das mal, die große Vision, um was es mir geht, für mich persönlich so definiert: Ich bin in einem internationalen Mastermind, da sprechen wir Englisch, deswegen habe ich es dort erst einmal in Englisch formuliert, „Making the World a better Place by helping People with an entrepreneurial Mindset to find their fulfillment in life“. Auf Deutsch hört sich das irgendwie blöd an: „Ich möchte die Welt ein klein bisschen besser machen, indem ich unternehmerisch denkenden Menschen helfe, auf ihrem Weg zu Erfolg und Erfüllung im Leben“. Da passt diese Führungssache für mich sehr gut rein. Denn es geht nicht nur darum, dass jemand wirklich Unternehmer ist, sondern dass er unternehmerisch denkt. Und für mich in zehn Jahren, in den nächsten Jahren ist es sicherlich nach wie vor so, dass ich mich auf Deutschland, auf den deutschen Markt fokussiere, aber langfristig habe ich, weil ich viel international unterwegs war, auch Spaß daran, in den englischsprachigen Markt reinzugehen.
Thomas: Okay. Spannend, spannend. Ich finde übrigens gar nicht, dass sich das blöd auf Deutsch anhört.
Bernd Geropp: Okay.
Thomas: Hört sich gut an, hört sich gut an. Ja, Bernd, vielen Dank für das tolle Interview. Ich habe wieder viel gelernt. Ja, ich würde sagen, vielleicht können wir das mal wiederholen?
Bernd Geropp: Gerne.
Thomas: In einem Jahr oder so und ja, vielen Dank, dass du dabei warst, dass du dir die Zeit genommen hast und ja, alles Gute.
Bernd Geropp: Vielen Dank Thomas, hat mir viel Spaß gemacht, danke.
Thomas: Danke, tschüss.
Bernd Geropp: Tschüss.
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Thomas