Antizipieren lernen und das auch noch in einer Krise? Hört sich gar nicht so einfach an. Falls du diesen Artikel ein wenig später liest, er ist in der Corona-Krise entstanden. Die österreichische Bundesregierung zeigte in dieser Krise keinerlei Antizipierungsfähigkeiten. Leider! Die bekämpfen zwar die Krisenplätze, schauen aber nicht in die Zukunft, um auf mögliche Entwicklungen vorbereitet zu sein. Antizipieren lernen ist ein wichtiger Faktor für Erfolg, nicht nur in Krisenzeiten. Daher will ich dir in diesem Artikel zeigen, wie ich es in meinem Leben umsetze, ganz egal ob Krise oder nicht.
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Was bedeutet es, zu antizipieren?
Am besten erklären kann man Antizipieren mit den Worten „vorausschauend denken“. Die österreichische Bundesregierung hätte also schon vor Wochen, nach dem Ausbruch der Krise in China, vorausschauend denken können. Schneller eine Quarantäne einzuleiten wäre vielleicht nicht so einfach gewesen, aber zumindest Tests und Schutzanzüge hätte man zum damaligen Zeitpunkt bestellen müssen.
Vorausschauendes Denken: Fehlanzeige. Lass und also mal sehen, wie du das Antizipieren lernen oder besser gesagt umsetzen kannst. Werfen wir davor aber noch einen Blick auf einen anderen wichtigen Punkt.
Warum fällt es uns in einer Krise so schwer, zu antizipieren?
Eine Krise bedeutet meistens Probleme, viele Probleme. Und damit verbunden nicht nur einen Brandherd, sondern vielleicht sogar eine ganze Menge davon. In so einer Situation fehlt vermutlich die Zeit, aber auch der Fokus und die Nerven, um zu antizipieren. Um antizipieren zu lernen, erst recht.
Vielfach ist man in einer Krise mit der momentanen Situation ohnehin schon überfordert und da fällt der Blick über den Tellerrand besonders schwer. Und selbst wenn man den Blick in solch einer Situation in die Zukunft wirft, ist der oft nebulös und schwierig. Andererseits ist genau diese Tatsache ein guter Grund, das Antizipieren zu lernen.
In einer Krise hat man oftmals viele „Einsager“ und viele Menschen, die genau wissen, was jetzt zu tun ist. Viele Einsager bedeutet aber meist auch viele verschiedene Meinungen, die es einzusortieren und zu bewerten gilt. Das bindet Kräfte und mentale Ressourcen.
Zu guter Letzt wäre da noch die Angst, Fehler zu machen. Diese Angst lähmt dich in der Gegenwart und verhindert den Blick in die Zukunft, das Antizipieren.
Warum du gerade in der Krise antizipieren lernen solltest?
Ich habe da eine Frage an dich: Welcher Person würdest du in einer Krise lieber folgen? Jemandem, der dir eine klare Vision von der Zukunft vermitteln kann, oder jemandem, der in der Gegenwart bzw. noch schlimmer, in der Vergangenheit feststeckt?
Ich denke, die Antwort ist relativ einfach. Aber sie lässt sich auch auf dich persönlich ummünzen. In welcher Haut würdest du lieber stecken? In jener, die klare Visionen hat, oder jener, die in der Gegenwart agiert? Gerade die Krise bietet eine gute Chance, das Antizipieren zu lernen. Gerade jetzt hast du sogar einen gewichtigen Grund dazu.
Meine 9 Schritte, um (in einer Krise) zu antizipieren
Ich will dir hier nun meine 9 Schritte vorstellen. Welche davon du übernimmst, weglässt, anpasst oder umgestaltest, bleibt dir überlassen. Für mich haben sich diese 9 Schritte als sehr sinnvoll und wichtig herausgestellt. Ganz egal, ob gerade eine Krise herrscht oder nicht.
Schritt 1: Ich wechsele den Ort
Raus aus dem Büro, raus aus der Wohnung. Hin zu einem Ort, an dem ich Ruhe habe, an dem ich meine Gedanken schweifen lassen kann und an dem es wenig bis gar keine Ablenkungen gibt. Meistens heißt das für mich raus in die Natur.
Schritt 2: Ich bewege mich beim Antizipieren
Vielleicht hast du schon mal von Lernpuls gehört. Der beste Zustand, um Dinge aufzunehmen, ist ein leicht erhöhter Puls, wie man ihn beim langsamen Spazierengehen hat. Und genau so mache ich es auch. Ich gehe spazieren. Irgendwie fällt es mir dabei viel leichter, den Alltag auszuschalten und den Gedanken freien Lauf zu lassen.
Schritt 3: Zwinge dich, nicht an die Zukunft zu denken
Wenn du lange genug spazieren gehst, dann kommt das von ganz alleine. Die ersten Minuten begleiten mich meine „Alltagsprobleme“ auf diesem Spaziergang und das ist okay so. Es hilft mir, diese in kurzen Stichworten zu notieren, damit verschwinden sie aus meinem Geist.
Je länger ich dann spaziere, umso mehr kommt mein Denken in Richtung Zukunft. Manchmal geht das recht flott, manchmal muss ich ein paar Kilometer abspulen, bis es so weit ist.
Schritt 4: Interviewe dich selbst oder halte einen Vortrag
Sobald ich merke, dass sich mein Denken in Richtung Zukunft bewegt und dass ich beginne zu antizipieren, stecke ich mir meine AirPods ins Ohr und nehme alles, was ich da rein plaudere, auf. Mit den AirPods im Ohr kannst du auch schön weiterreden, wenn dir andere Spaziergänger begegnen. Andernfalls würdest du vielleicht für verrückt erklärt werden, wenn du mit dir selbst redest ;).
Die Vorgehensweise ist dann immer dieselbe: Ich versetze mich in einen größeren Zeitabstand zum Ende der Krise. Also drei bis zwölf Monate, nachdem die Krise vorbei ist. In Nicht-Krisen-Zeiten versetze ich mich zumindest ein Jahr in die Zukunft.
Dann interviewe ich mich dazu, was ich ab dem Zeitpunkt, ab dem die Krise vorbei war, umgesetzt habe. Also quasi aus der Vor-Zukunft (zwölf Monate nach der Krise) in die Zukunft (Zeitpunkt am Ende der Krise) zurück!
Schritt 5: Erstelle Grundthesen
Das passiert dann entweder daheim, oder aber in einem Lokal, an dem ich bei meinem Spaziergang vorbeikomme. Ich analysiere mein Interview mit mir selbst und versuche, Grundthesen daraus abzuleiten.
Um dir das besser erklären zu können, will ich zwei meiner wirtschaftlichen Grundthesen aus der Corona-Krise mit dir teilen:
- Offline wird schneller sterben, online wird schneller wachsen!
Die Corona-Krise zwingt die Menschen dazu, online zu kaufen. In meinem Familien- und Freundeskreis gibt es Menschen, die das bisher nie gemacht haben. Jetzt tun sie es und merken schnell die massiven Vorteile davon. Ich wohne in der Nähe der Landstraßer Hauptstraße in Wien. Früher eine große Einkaufsstraße mit vielen prall gefüllten Geschäftslokalen. Schon jetzt stehen ca. 15 Geschäftslokale leer und ein Jahr nach dieser Corona-Krise werden es doppelt so viele sein. Zumindest ist das meine These. - Home-Office wird bleiben!
Viele Unternehmer haben sich mit dem Thema Home-Office bisher nie auseinandergesetzt. In dieser Krise werden sie merken, dass das enorme Vorteile haben kann, zumindest wenn man es richtig angeht. Man spart sich Geld für Mieten und man hat (in den meisten Fällen) keine örtlichen Einschränkungen beim Einstellen neuer Mitarbeiter.
Ich beschäftige mich neben wirtschaftlichen natürlich auch mit politischen und gesellschaftlichen Grundthesen, die erspare ich dir aber hier.
Schritt 6: Entwickle aus diesen Grundthesen Strategien
Sowohl beim Erstellen der Grundthesen wie auch bei der Entwicklung sind wir nach wie vor beim Antizipieren. Halte also trotz allem den Blick in der Zukunft und wandere hier nicht zurück in die Gegenwart, indem du die Strategien nach den momentan vorherrschenden Bedingungen erstellst. Außerdem müssen bei der Erstellung dieser Strategien Emotionen in dir erwachen, sonst sind es die falschen Strategien.
Aus der Grundthese muss also so etwas wie eine klare und messbare Vision werden. Oder noch besser ein klares und messbares Ziel. Und deine Strategie muss genügend Flexibilität haben. Du solltest also das Antizipierte nochmals antizipieren. Vor allem unvorhersehbare Dinge, die möglicherweise noch auftreten könnten. So erarbeitest du für viele mögliche Szenarien viele Lösungspläne. Damit bist du zwar optimal vorbereitet, aber trotzdem ist eines klar:
„Life is what happens to you while you are busy making other plans.“ – John Lennon
Welche Strategien habe ich aus meinen Grundthesen entwickelt?
- Investiere dein Geld in Firmen, die online gut aufgestellt sind und als Gewinner aus dieser Krise hervorgehen werden.
- Erstelle Schulungsangebote zum Thema „Arbeiten im Home-Office“ (wird auch auf Selbstmanagement.rocks erscheinen), denn dieses Thema wird ein bleibendes sein.
Ich suche mir beim Entwickeln meiner Strategien ebenso wie beim Analysieren meiner Grundthesen immer Unterstützer:
- Frage und diskutiere mit so vielen Menschen wie möglich.
- Stelle so viele (offene) Fragen wie möglich!
Im Anschluss nutze ich eine Strategie, die ich aus dem Buch von Ray Dalio „Die Prinzipien des Erfolgs“ gelernt habe: Ich gewichte die Meinung anderer Menschen nach Glaubwürdigkeit und binde sie in meine Entscheidungen mit ein!
Schritt 7: Entwickle aus deinen Strategien Handlungspläne
Dazu gehören für mich die folgenden Punkte:
- Erstelle eine Liste der nächsten Schritte.
- Antizipiere Hindernisse auf dem Weg zum Ziel und erarbeite Lösungsstrategien.
- Antizipiere, welches Wissen du dir noch aneignen musst.
- Gehe an die Umsetzung.
Schritt 8: Erstelle einen Zeitplan
Hier wird ganz klar festgelegt, wann was umzusetzen ist. Falls eine Krise das Antizipieren-Lernen ausgelöst hat, ist dieser Punkt umso wichtiger. Denn dann musst du dir auf alle Fälle wohl erst freie Zeit schaffen. Hierbei helfen mir die folgenden Fragen:
- Was kann ich eliminieren, automatisieren oder delegieren?
- Was muss ich aufgeben bzw. worauf muss ich verzichten?
Schritt 9: Gehe in die Umsetzung
Tun, tun, tun!
Wie antizipieren, wenn keine Krise ist?
Diesen Spaziergang und die anderen 9 Schritte setze ich einmal pro Quartal um. Mein längster Spaziergang ging übrigens über 19,83 km ;). Was ich damit sagen will, nimm dir regelmäßig Zeit zu antizipieren. In welchen Zeitabständen du das machst, bleibt natürlich vollkommen dir überlassen.
Fazit für dein Selbstmanagement
Jede Krise ist auch eine Chance. Das ist sie aber nur dann, wenn du rechtzeitig beginnst zu antizipieren und dich nicht ausschließlich mit dem Löschen von Krisenherden aufhältst. Aber bevor du überhaupt daran denkst zu antizipieren, solltest du das Thema Antizipieren-Lernen in den Vordergrund stellen. Und das wird nur durch Übung besser, so viel kann ich dir schon verraten. Wenn du das Antizipieren aber beherrschst, dann macht es Riesenspaß. Zögere also keine Sekunde, sondern mach dich ans Antizipieren-Lernen!
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Liebe Grüße
Thomas